Polen 11. Aug 2020
150 jüdische Grabsteine gefunden
Im Zuge eines Bauvorhabens in der polnischen Stadt Lezajsk wurde der seit Jahren grösste Fund an jüdischen Grabsteinen gemacht, welche von den Nazis gestohlen und im Strassenbau verwendet worden waren.
Die Archäologin Ewa Kedzierska, welche für die Bergung der Grabsteine verantwortlich zeichnet, sagte gegenüber einer polnischen Zeitung, dass tatsächlich niemand mit einer so grossen Menge gerechnet hätte. Die 150 Grabsteine stammen vom lokalen jüdischen Friedhof. Sie wurden ebenso wie Trümmerteile der zerstörten Synagoge von Lezajsk vermutlich im Spätherbst 1939 von den Nazis als Baumaterial für die Pflästerung des Marktplatzes eingesetzt. Die Stadt liegt im Südosten Polens und war einst ein wichtiges chassidisches Zentrum, in dem bis zum Holocaust ungefähr 3000 Juden lebten. Dies entsprach etwa einem Drittel der Einwohnerschaft. Noch heute zieht das Grab des berühmten Rabbi Elimelech von Lezasjk viele chassidische Pilger an. Die Bauarbeiten, welche die Grabsteine zu Tage förderten, begannen im Juni und dauern noch an. Es könnten also durchaus noch weitere Grabsteine zum Vorschein kommen. Von den bisher gefundenen sind ungefähr 100 intakt und 50 zerbrochen. Die jüdische Gemeinde und die Behörden der Stadt wollen zusammenspannen, um alle gefundenen Grabsteine zu konservieren. Danach sollen sie, jedenfalls nach dem Willen der jüdischen Gemeinde, der Tradition gemäss an ihren ursprünglichen Standort zurückgebracht werden und nicht etwa in einem Museum landen.
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